Ob auf dem Pausenhof, bei Schulfesten, im Klassenzimmer, im Lehrerkollegium oder auf Elternabenden - im Ermland und Masuren der 1950er Jahre traf eine bunt gemischte Bevölkerung aufeinander. Die Lehrergattin Irmgard Rohra erinnert sich nicht nur an seit 1945 neu angesiedelte Polen und verbliebene Deutsche, sondern auch an Ukrainer, Litauer und polnische Spätaussiedler aus der Sowjetunion, die oftmals besser Russisch sprachen als Polnisch. Quelle öffnen
Viele Erzählungen zur Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung handeln vom plötzlichen und gewaltsamen Verlust der Heimat am Ende des Zweiten Weltkriegs. Meistens enden diese Erzählungen in den späten 1940er Jahren. Ganz übersehen wird dabei, dass im „Pruzzenland“ noch viele Menschen lebten, denen eine Entscheidung zwischen Deutsch-Sein und Polnisch-Sein schwerfiel. Seit den 1950er Jahren wuchs allerdings rasch die Attraktivität der Bundesrepublik Deutschland. Die polnischen Behörden reagierten darauf hilflos. Quelle öffnen
Der nördliche Teil des „Pruzzenlandes“ gehörte seit 1945 zur Sowjetunion. Nach der Flucht, Vertreibung und Umsiedlung eines Großteils der deutschen Bevölkerung lag den sowjetischen Behörden daran, das Gebiet möglichst rasch neu zu besiedeln. Aus welchen Motiven heraus kamen die sowjetischen Bürgerinnen und Bürger nach Kaliningrad? Was erlebten sie bei ihrer Ankunft? Und wie gestaltete sich das ungewohnte Zusammenleben mit Menschen aus den unterschiedlichsten Teilen der Sowjetunion? Quelle öffnen
Freiwillig hatten sie ihre Heimat nicht verlassen, und dann erlebten sie am neuen Ansiedlungsort auch noch unliebsame Überraschungen: Eine Gruppe polnischer Umsiedler aus Wolhynien, seit 1944 zur Ukrainischen SSR gehörig, wollte im „Pruzzenland“ erst einmal gar nicht aus dem Zug steigen. Quelle öffnen
Identität und Zugehörigkeit sind nicht für alle Zeiten festgeschrieben. Diese Erfahrungen machen zum Beispiel die einheimischen („autochthonen“) Ermländer und Masuren, die sich oft weder als Deutsche noch als Polen sehen. Für die Mehrheitsgesellschaften ist das nicht leicht zu fassen, sogar Schulbuchautoren ringen um Erklärungen. Quelle öffnen