Und sie wehren sich doch

Eigentlich konnten die Siedler, die aus dem Reich und Westeuropa ins mittelalterliche „Pruzzenland“ gekommen waren, zufrieden mit dem Deutschen Orden sein. Sie hatten Land erhalten und waren persönlich frei, da sie keine Dienstleistungen erbringen mussten. Viele deutsche Schulbücher betonten sogar, dass die deutschen Siedler dem Ruf des Deutschen Ordens gerne gefolgt seien. Gründe, um gegen den Orden zu kämpfen, hatten demnach vor allem die Anderen: Die alteingesessenen pruzzischen Bauern sowie die litauischen und polnischen Fürsten mit ihren Heeren.

Umso überraschender erscheint nun dieses Bild in einem neueren deutschen Schulbuch: „Freie deutsche Bauern kämpfen gegen die Ordensritter um ihre Unabhängigkeit“. Haben also doch auch deutsche Siedler gegen den Orden gekämpft? Aller Wahrscheinlichkeit nach ist hier eine Situation aus dem 15. Jahrhundert abgebildet, als nicht nur Bauern, sondern auch die großen Freien (der spätere Landadel) und die Städter sich gegen die drückende Steuer- und Abgabenlast wendeten. Die Gründung des Preußischen Bundes 1440 und der Dreizehnjährige Krieg 1454 – 1466 waren eine solche Kampfansage an den Orden. Mit der Wahl dieser Abbildung läutet das Schulbuch eine veränderte Geschichtsdeutung ein: Nicht mehr Folgsamkeit und Gehorsam der Siedler im Ordensland werden in den Vordergrund gestellt, sondern das Selbstbewusstsein von Bauern und der Kampf gegen die Obrigkeit.

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Quelle: Osburg, Florian (Hrsg.): Expedition Geschichte 1. Berlin, Klasse 7. Vom frühen Mittelalter bis zu den Anfängen des Absolutismus. Bearb. von Dieter Hallek, Frankfurt/Main 1999, S. 66.