Fast geben sie sich gegenseitig die Klinke in die Hand: Die vielen geistlichen Würdenträger aus Deutschland, Litauen, Polen oder Weißrussland, die nach dem Ende der Sowjetunion im Gebiet Kaliningrad am Wiederaufbau von religiösen Gemeinden und Einrichtungen mitwirken möchten. Von den ersten Neuanfängen katholischer Gemeinden berichtet der litauische Priester Anupras Gauronskas.

Ein äußerst wichtiges Datum rückt näher – das tausendste Jahrestag der Verkündigung des Evangeliums in dem Land, in dem wir heute leben. Vor tausend Jahren begann der Heilige Adalbert die Frohe Botschaft in dieses Land zu tragen. Aus dem Land der Jatwinger wurde ein christliches Land und es entwickelte sich eine Hochkultur.

Auf dem Territorium des heutigen Gebiets Kaliningrad gab es vor dem Zweiten Weltkrieg mehr als 40 katholische Zentren. Allein in der Stadt Königsberg standen neben den lutherischen auch acht katholische Kirchen. Wahrhaftig, der Heilige Adalbert, der den Märtyrertod erlitten hatte, wurde auf diese Weise zum Weizenkorn, das eine reiche Ernte hervorgebracht hat.

Nach dem Zweiten Weltkrieg aber wurde das Land für alle religiös empfindenden Menschen zu einer geistigen Wüste. Hier gab es über drei Jahrzehnte lang nicht eine einzige aktive geistliche Einrichtung. Gläubige Katholiken mussten nach Litauen oder Polen fahren, um ihre Kinder taufen zu lassen und andere Sakramente zu empfangen. Militante Atheisten versuchten, eine gottlose Gesellschaft zu schaffen. Ihre Versuche erwiesen sich aber als vergeblich. Der Glaube im Land des Heiligen Adalbert erwacht. Die multiethnische und vielsprachige Gesellschaft des Gebiets wendet sich Gott zu. In der Stadt Kaliningrad wurde als erste überhaupt die katholische Pfarrgemeinde Heilige Familie registriert. Im Mai 1993 schenkte der Bischof von Augsburg, Josef Dammertz, der Gemeinde Bauteile für ein Gebäude. Der Bürgermeister der Stadt teilte ein Stückchen Land an der ul. Lesopil’na für den Bau einer provisorischen Kapelle zu. Ein Entwurf für das Gebäude wurde vorbereitet. Die Gemeindemitglieder machten sich gemeinsam an die Arbeit und der Bau der Kapelle 1994 fertiggestellt und vom Erzbischof von Minsk-Mogilev, Tadeusz Kondrusiewicz, eingeweiht. Jetzt ist diese Kapelle ein Ort des Gottesdienstes für alle gläubigen Katholiken der Stadt Kaliningrad.

Insgesamt gibt es im Gebiet Kaliningrad 15 katholische Gemeinden; die Gemeinden in Mamonovo, Razdol’noe und Svetlyj erhielten Kapellen als Geschenk aus Deutschland. In der Stadt Sovetsk wird eine neue Kirche erbaut. Auf der Baustelle arbeiten nicht nur die künftigen Gemeindemitglieder, sondern auch Gläubige aus Litauen, Deutschland und anderen Ländern. In allen Gemeinden gibt es Mitglieder unterschiedlicher Nationalität, aber das hindert die Gläubigen nicht daran, gemeinsam den Herrn zu preisen.

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Quelle: Anupras Gauronskas: Vozroždenie cerkvi, in: Zapad Rossii, 1996, H. 1 (15), S. 148.