Überleben in der Sowjetunion

Quelle: Video: Nechama Drober http://sprechentrotzallem.de/interviews/view/1116

 

 

Zeit ca 1: 52 – 1:58

[…] und noch als als wir noch in in in Wehlau wo-wohnten das ist nicht weit von von Allenburg wo wir gewohnt haben von wo aus mein Papa genommen weg von uns entrissen hat war war eine Frau die äh die arbeitete bei der Post in in Wehlau und die hat uns gesehen da sagt sie »Mädels ihr habt Post von eurem Vater«   da gab sie uns eine eine eine Postkarte in dem Papa geschrieb-ich erinnere mich wie das dort geschrieben stand »Liebe (Martchen) und Kinderchen ich äh ich kann kann euch schreiben dass ich gesund bin und es geht mir gut sicherlich geht Denny schon zur Schule   ich hoffe euch bald wiederzusehen« aber woher die Post kam woher das wussten wir nicht so wo war dann Papa wussten wir nicht und das war das war wenigstens ein Lebenszeichen aber danach wusste man auch nicht lebt Papa noch oder nicht weil es ja schon so viel Zeit vergangen war war ja auch herzkrank   und so gingen wir sind wir dann nach nach Litauen nach Kaunas   gefahren und haben uns äh denn zu der jüdischen Gemeinde ge-an der jüdischen Gemeinde gewendet und die glaubten als erstes auch nicht dass wir jüdisch sind   bis wir dann auch wieder erzählt haben und so und dann sagte wie ich schon erzählte sagte der Mann ja er war beim bei an dem in dem Schiff dab-dabei da hat man uns schon geglaubt und hat uns auch geholfen Daniel B. wie sind Sie nach Kaunas gekommen mit dem Zug dann oder   wie sind Sie dahin gekommen ? Nechama D. wir sind einfach nachts ähm spät abends gegangen und da standen die Güterzüge da waren die Türen offen und wir w-wussten nicht wo der Zug hinfährt wir sind einfach da rein gegangen und äh   und äh und haben uns dort in dem in dem Güterzug versteckt und danach kamen immer noch mehr Frauen die dazu nach Litauen fuhren um was zu tauschen dass sie Geld haben um etwas zu essen haben sollen die Kinder die dann übrigblieben in Wehlau oder ja   und so waren wir dann äh bei der jüdischen Gemeinde die haben uns dann auch geholfen meine Schwester kam ins Kinderheim   und ich war wieder Dienstmädchen bei   bei Jüdischen die in äh in Kaunasser Ghetto waren und die hatten einen Jungen gehabt der war ungefähr so sieben Jahre alt der war versteckt bei Litauer und als sie dann vom Ghetto befreit wurden dann haben sie den Jungen zu sich genommen und dann haben bei war ich dann bei denen als Dienstmädchen ich musste dort alles tun schwere Arbeit und so und (habe _) ihren Haushalt führen und noch mitn kleinen mit dem Jungen spazieren gehen und ich sprach ja nur deutsch und da (sa-) und d-der Junge auf der Straße da lief er mir immer weg da musste ich immer nachlaufen und er wollte mit mir nicht auf der Straße gehen weil ich deutsch spreche da hat er da wurde ich dann nachgerufen von ihm »faschistka« dachte ich na nicht lange her wurde ich »Jüdsche« nachgerufen ja jetzt jetzt jetzt na jetzt »faschistka« das war mir das war mir so beleidigend und ich sagte es den den Eltern hab ichs dann erzählt sie sagten »ja was wundern Sie sich denn   alle die deutsch sprechen sind in unseren Augen Faschisten die haben uns ja nichts Gutes getan« »ja aber ich bin doch nicht Schuld daran ich hab genauso gelitten wie Sie« aber das wollten sie nicht wissen und war ich dann ging ich von denen fort und ich war bei andere Leute die haben sich auch nichts besser benommen gegen mir da war beim Namen wurde ich überhaupt nicht genannt schlafen bin ich dann musste ich im Korridor auf einem Aufstellbett   und äh Daniel B. das lag nur an der Sprache Nechama D. ja nur die sprachen alle jiddisch Daniel B. also es lag nur daran dass Sie deutsch gesprochen haben Nechama D. ja ja   ja Daniel B. Ihre Muttersprache Nechama D. ja Deutsch ist ja meine Muttersprache deren Muttersprache ist dann überhaupt Litauisch und äh   und Jiddisch Ju-Juden sprechen dortn jiddisch ja und und litauisch ja ja und so war das dann (über) und meine Schwester die war dann im (Kinderheim) ihr gi- ihr ist es gut gegangen sie hatte ihre sie hat ihr weißes Bett gehabt sie hat Essen gehabt sie hat Kleidung gehabt alles (gut ja) an mich hat man ja nicht gedacht wie es mir geht es war mal dass sie konnten mal   sagte mal   kam mal eine eine gute Bekannte auch aus Königsberg der ist es nicht besser gegangen als mir bei die war auch als Dienst-dortn eingestellt   sagt (sie) sie hat mit deutschen Frauen hier gesprochen die sagten dass man alle um drei Uhr sollen wir am Bahnhof sein da kommt ein Zug aus aus Moskau durch und da werden auch äh äh aus Sibirien aus Lagern äh kommen mit deutschen Soldaten ja die man nach Deutschland bringt   w-wo der Papa ist wussten wir ja nicht und so dachten wir ja vielleicht ist auch der Papa dabei oder was woher die wissen ja nicht und ich ging dann nach zum Kinderheim um meine Schwester zu zu holen   aber sie sagte nein sie fährt nicht   sie will nicht fahren »wenn du nicht fahren willst dann fahr ich kann ich auch nicht fahren« (da) ging (wir) aber zurück zum Bahnhof und da da war niemand mehr da war nur der Bahnbeamte und die sagten dann äh   der Zug wird einen anderen Tag vorbeikommen aber ich ging nicht mehr dorthin weil meine Schwester ja sowieso nicht fahren wollte so blieben wir in K-in Kaunas ja und da habe ich meinen Mann kennengelernt auf der Straße sind wir gegangen hab ich meinen Mann kennengelernt er ist selbst aus Moldawien und er war mit seiner mit seinen Eltern auch geflohen […]