Neues Landleben

Die Arbeit von Frauen in der Landwirtschaft war für das „Pruzzenland“ nichts Neues. Aber weder mit der gängigen Vorstellung von der ostpreußischen Gutsfrau noch mit der masurischen Bäuerin haben die hier abgebildeten Frauen etwas gemein. Zu sehen sind Arbeiterinnen einer sowjetischen Kolchose im Gebiet Kaliningrad, eines großen landwirtschaftlichen Betriebs, der von vielen Menschen gemeinsam bewirtschaftet wird. Im Gebiet Kaliningrad gab es nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund des Bevölkerungsaustauschs und der damit verbundenen Neuordnung und Verstaatlichung von landwirtschaftlicher Nutzfläche besonders viele Kolchosen. Männer und Frauen hatten in einer Kolchose war offiziell die gleiche Stellung, in der Praxis aber sah es anders aus: Während Männer als Brigadeführer und Traktoristen technische Schlüsselstellungen bekleideten, widmeten sich Frauen häufig der in begrenztem Rahmen erlaubten privaten Nebenwirtschaft (Gemüsebeete, Kleinviehhaltung). Die im Sozialismus propagierte Gleichstellung der Geschlechter fand auf dem Land ihre Grenzen. Ironie der Geschichte: Die private Nebenwirtschaft brachte oft mehr Ertrag als die meist nachlässig und schlecht gemanagte Großproduktion in der Kolchose.

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Bildquelle: Aus der Sammlung des Kaliningradskij Oblastnoj Istoriko-chudožestvennyj Muzej, in: Maksim S. Popov (Hrsg.): Parallel Memory. 150 years of Königsberg and Kaliningrad history in photographs/Parallel’naja pamjat‘. 150 let istorii Kenigsberga i Kaliningrada v fotografijach, Kaliningrad 2012, S. 250 – 251.