Freischwimmerinnen

Als dieses Foto entstand, war das Thema Emanzipation und Gleichberechtigung der Frauen noch recht jung. Auch der öffentliche Umgang mit Körperlichkeit war lange Zeit heikel gewesen, wie dies die vielen ausführlichen Baderegeln und die den ganzen Körper bedeckende Badekleidung noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigten. Das öffentliche Baden war zuerst ein adeliges und später auch ein bürgerliches Vergnügen und es galt, hierbei die entsprechende Etikette zu wahren, so auch in den zahlreichen Seebädern des „Pruzzenlandes“.

Um diese Etikette mussten sich die Königsberger Arbeiterinnen nicht kümmern, die vermutlich um 1930 in ihrer Freizeit gemeinsam in der Ostsee badeten. Bald auch wurde ihre leichte, improvisierte Badekleidung der Arbeiteinnen vom Trend der Zeit überholt. Im Deutschland der Weimarer Republik gewann das Nacktbaden (FKK) zunehmend an Populärität, in nationalsozialistischer Zeit stand beim Badetourismus die körperliche Ertüchtigung in den Vordergrund gerückt, was auch im Wandel der Badebekleidung zur Sportbekleidung zum Ausdruck kam.

Der wechselhafte gesellschaftliche Umgang mit Körperlichkeit setzte sich im polnischen und sowjetischen „Pruzzenland“ nach 1945 fort, denn nun setzten sozialistische Ideale von Geschlecht, Sport und Körperkultur neue Akzente im Badeleben.

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Bildquelle: Arbeiterinnen am Strand, Fotograf: Franz Wiemers, Münster. Herder-Institut Marburg, Bildarchiv, Inventar-Nr.: 4d6458.