Eine solche Sichtweise war für deutsche Schülerinnen und Schüler völlig neu. Was ihnen das DDR-Schulbuch aus den frühen 1950er Jahren über die Niederlage des Deutschen Ordens 1410 vortrug, hatte sein unmittelbares Vorbild in sowjetischen Schulbüchern, die im geteilten Europa nach 1945 zumindest eine Zeitlang zum unhinterfragten Modell in den Ländern des Ostblocks wurden. Polnische und litauische Kinder lernten eine ganz ähnliche Sichtweise kennen.

Die Ordensritter zogen zu immer neuen Eroberungen aus. Mitte des 13. Jahrhunderts versuchten sie, das nordwestliche Rußland zu erobern. Sie drangen bis nach Narwa und nach Pskow vor. Im Winter des Jahres 1242 kam es auf dem Eis des Peipussees zu einer Schlacht. In dieser Schlacht auf dem Eise wurden die Deutschordensritter von den russischen Rittern, Bauern und Städtern unter Führung von Fürst Alexander Newski vernichtend geschlagen. Sie wagten von nun an nicht mehr, russisches Gebiet zu betreten.

Die Ordensritter griffen nun das Fürstentum der Litauer an und versuchten, diese zu unterwerfen. Da sie allein nicht stark genug waren, riefen sie andere Fürsten und Feudalherren ins Land. Die Feudalherren, die immer dabei waren, wenn es galt, Beute zu machen, folgten dieser Aufforderung sehr gern. […]

So hausten die deutschen Feudalherren jahrhundertelang in den von den Stämmen besiedelten Ländern, bis sie schließlich später, im 15. Jahrhundert, von den Polen, Litauern und Russen aus einem großen Teil der von ihnen geraubten Gebiete vertrieben wurden.

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Quelle: Lehrbuch für den Geschichtsunterricht. 6. Schuljahr. Geschichte des deutschen Volkes vom 10. bis zum 18. Jahrhundert. Berlin 1952, S. 77.