Die Nachfolger der Ritter

Was ist an einem Treffen des Papstes mit Ordensleuten so besonders? Ist dies nicht eher eine alltägliche Begegnung im Vatikan? Nicht ganz. Die Ordensschwestern und der Geistliche in der vorderen Reihe gehören dem Deutschen Orden an, jenem Deutschen Orden, der so lange die Geschichte des „Pruzzenlandes“ geprägt hat.

Ein neueres polnisches Schulbuch hat dieses Foto gedruckt, versehen mit der Bildunterschrift: „Vatikan 1991 – Treffen Seiner Heiligkeit Johannes Pauls II. mit Hochmeister Dr. Othmar Wieland anlässlich des 800. Jahrestags der Entstehung des Ordens“. Damit wird die in Polen, aber auch in Litauen und Russland gängige Erinnerung an den Deutschen Orden gleich in mehrerlei Hinsicht auf den Kopf gestellt. Das Foto zeigt nämlich den Orden von heute; eine katholische Gemeinschaft mit sowohl männlichen als auch weiblichen Mitglieder, die karitativ tätig sind, und Hauptsitz in Wien. Der Orden erscheint somit nicht mehr allein als gewaltsam missionierender Männerbund und Vorläufer der expansiven preußischen Herrschaft im östlichen Mitteleuropa, sondern präsentiert sich österreichisch, katholisch und weiblich – und offenbar mit einem guten Draht zum polnischen Papst.

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Bildquelle: Przybysz, Kazimierz; Jakubowski, Wojciech J. und Włodarczyk, Mariusz: Historia dla gimnazjalistów. Starożytność i średniowiecze. Podręcznik. Klasa I, Warszawa 2000, S. 245.