Von Mitteleuropa aus betrachtet, liegt das „Pruzzenland“ weit im europäischen Nordosten, fast schon in Sibirien. Ältere deutsche Schulbücher nutzen eifrig die Vorstellung von unwirtlichen klimatischen Verhältnissen im „Pruzzenland“, um ihre Geschichten anzureichern: zur masurischen Winterschlacht im Ersten Weltkrieg (1915) oder zur Flucht der preußischen Königin Luise vor den Truppen Napoleons (1807).

(1) Die Seen sind zu Stein gefroren, strahlend blau ist der Himmel, ein eisiger Ostwind fegt über das Land.

(2) Trotz brausendem Schneesturm und eisigem Ostwind traten die deutschen Regimenter zu neuem vernichtenden Stoße an. Wagen und Geschütze wurden auf Schlittenkufen gestellt, und doch blieben sie oft genug noch im Schnee stecken. Bei 15 Grad Kälte am Tage und 25 Grad bei Nacht erfroren den Fahrern Finger und Zehen. Durch knietiefe Schneewälle stampften die Regimenter […] Dann sprang das Wetter um. Die Sturzäcker weichten auf zu Brei und Schlamm; in den grundlosen Wegen blieben die Fahrzeuge stecken, in Wolkenbächen schlug der Regen herab. Vorwärts!

(3) Da kam die Nachricht, daß  auch Königsberg vom Feinde bedroht sei; und die kranke Königin, die, wie sie selbst sagte, „lieber in die Hände Gottes als dieser Menschen fallen wollte“, ließ sich in einen Wagen tragen und trat mitten im kalten Winter bei schneidendem Wind die dreitägige Fahrt über die Sandhügel der Kurischen Nehrung an, des schmalen Landstrichs, der sich zwischen dem Meere und dem Kurischen Haff hinzieht. Die Nächte brachte sie in Bauernhäusern, durch deren zerbrochene Fenster wohl der Schnee auf ihr Lager fiel, zu.

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Quelle 1: Otto Lankes. Deutsche Geschichte. Bd. 4. Vom Zweiten zum Dritten Reich. Bamberg – München – Berlin 1938, S. 130.

Quelle 2: Walther Gehl. Geschichte. 5. Klasse. Oberschulen, Gymnasien und Oberschulen in Aufbauform. Von der Gründung des Zweiten Reiches bis zur Gegenwart. Breslau 1939, S. 82.

Quelle 3: Karl Lorenz. Lehrbuch der Geschichte für die Unterstufe höherer Lehranstalten. Teil 2. Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum (Das Mittelalter). 10. Auflage München 1922, S. 45.