Das „Pruzzenland“ – ein weißer Fleck

Nahe beim „Pruzzenland“ verlief seit dem späten 18. Jahrhundert eine  immer stärker wahrnehmbare Trennlinie des europäischen Judentums. Orientierten sich etwa viele Königsberger Juden an den Idealen der Aufklärung (Haskalah) und nutzten das Emanzipationsedikt von 1812, um ihren Platz in der preußisch-deutschen Gesellschaft zu finden, so lebten in den Gebieten jenseits der Memel, dort, wo einst das Großfürstentum Litauen beheimatet war, Juden, die stärker religiöse und kulturelle Traditionen pflegten, so auch die literarische Tätigkeit in jiddischer Sprache. Der amerikanisch-litauische Linguist Dovid Katz hat eine Karte erstellt, die anzeigt, an welch vielen Orten in der östlichen Nachbarschaft des „Pruzzenlandes“ seit dem 18. Jahrhundert jiddischsprachige Schriftsteller wirkten, während das „Pruzzenland“ selbst einen weißen Fleck darstellt. Interessant ist die Karte auch, weil sie den deutschen, polnischen, litauischen und russischen Namensgebungen für die Städte und kleineren Orte der Region die heute oftmals weniger bekannte jiddische Namensgebung hinzufügt.

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Bildquelle: Dovid Katz: Lithuanian Jewish Culture, Vilnius 2010, S. 248.