Die ferne Schöne

Zum nationalen Hochgefühl gehört eine ideale Frauengestalt. In der neueren europäischen Geschichte ist bis weit ins 20. Jahrhundert eine Fülle solcher Allegorien bekannt, sei es die französische Marianne, die deutsche Germania, oder die Polonia, die nach dem Ersten Weltkrieg von Plakaten verkündet: „Das Vaterland ruft Euch!“ Litauen bildete in diesem Reigen keine Ausnahme. Als litauische Truppen 1923 das nördliche „Pruzzenland“, das Memelland, besetzten, das seit 1920 unter alliierter (französischer) Verwaltung gestanden hatte, gab dies Anlass zu Siegesparaden. Die Euphorie reichte sogar über den Atlantik. Nicht auf Foto- oder gar Filmmaterial, sondern auf Erzählungen und vor allem seine Phantasie setzte der Zeichner, der für das von litauischen US-Emigranten frequentierte New Yorker Café Yomantas ein Plakat entwarf, das den Memelländern ein symbolisches „Hurra“ zuwarf.

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Bildquelle: Ch. Yomantas Café, New York: Plakat der Exillitauer in den USA anlässlich des Anschlusses des Memellandes an Litauen, in: Mažosios Lietuvos istorijos paminklai (Hrsg.) Iš Mažosios Lietuvos istorijos muziejaus rinkinių, Klaipėda 2004.