Gab es im „Pruzzenland“ ein größeres Problem mit dem Alkoholismus? Jedenfalls sah sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Landrat von Allenstein bemüßigt, den Gastwirten neue Regeln für den Getränkeausschank zu geben. Nachhaltigen Erfolg hatte er damit eher nicht, dafür schaffte er es in die Spalten der Berliner Satirezeitschrift „Kladderadatsch“, die ihm ein Gedicht widmete.

Der Allensteiner Landrat Pautz empfiehlt den Gastwirten seines Kreises folgende alkoholfreie Getränke: Abstinentengrog, Lenzgrog, Kaiserpunsch, Brandung.

Das war Herr Pautz von Allenstein,

Der Mann vom Landratsposten,

Der sprach: Den Alkohol – o nein –

Den dürft ihr nimmer kosten!

Trinkt weder Schnaps von maienbock,

Trinkt lieber Abstinentengrog,

Denn das ist erstens frömmlich

Und zweites auch bekömmlich.

 

Man gieße wenig Himbeersaft

In große Mengen Wasser,

das gibt dann einen Grog voll Kraft

Für Zecher und für Prasser.

Den trinke man! Der Teufel hol‘

Den gottverdammten Alkohol!

Das Wasser ist das Beste

Für Alltag und für Feste.

 

Der Grog sei stets – dies ist mein Wunsch –

In wässriger Gewandung,

Wie Lenzgrog und wie Kaiserpunsch

Und die beliebte Brandung.

Ein jeder Gastwirt tut sehr gut,

Wenn solchen Grog er führen tut,

Er soll mit frohen Mienen

Auch tüchtig dran verdienen.

 

Wenn seinen Gastraum meiden auch

Biermörder und Konsorten,

So pfeife er auf diesen Gauch

Und seine Saufkohorten!

Zur Hölle fahre dieser Kauz!

Der Wirt hat ja den Landrat Pautz.

Er schätze dessen Gnade.

Ein Hoch der Limonade!

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Quelle: Wasser, in: Kladderadatsch, 15. 6. 1913, S. 398.

Als Faximile digitalisiert:
Heidelberger historische Bestände - digital. Universitätsbibliothek Heidelberg. Web. 18. November 2016.

<http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kla1913/0398?sid=3851851f392850079faefd1c5d476105>