Ein 18-jähriger Held

Janek Wiśniewski gab es nicht. Und es gab ihn doch. Für die in der Ballade besungene Figur gibt es ein historisches Vorbild: der 18-jährige Zbigniew (Zbyszek) Godlewski, der in Elbląg wohnte und in der Werft von Gdynia arbeitete. Im Dezember 1970 war es in vielen polnischen Städten, insbesondere an der Ostseeküste, zu einem Aufstand gegen die kommunistische Diktatur gekommen. Auslöser war eine drastische Erhöhung von Lebensmittelpreisen, die wiederum ein Zeichen der tiefen wirtschaftlichen Krise waren, in der sich die Volksrepublik Polen befand. Auf den Aufstand in den Ostseestädten reagierte die politische Führung mit dem Einsatz bewaffneter Polizei- und Armeeeinheiten. In dieser gewalttätig aufgeladenen Atmosphäre kam es am 17. Dezember 1970 in Gdynia zur Katastrophe: Zbyszek Godlewski, der gerade morgens zur Arbeit kommen wollte, wurde in der Nähe der S-Bahn-Station Gdynia – Werft von Soldaten der polnischen Volksarmee erschossen.

Die Ballade, die an Zbyszek erinnert, wurde berühmt als Teil des Filmes „Der Mann aus Eisen“ von Andrzej Wajda. Dieser Film entstand 1980/81, zu einer Zeit, als Polen erneut und noch umfassender von einer Erhebung gegen das herrschende politische System erschüttert wurde. Die Streik- und Gewerkschaftsbewegung Solidarność konnte erst am 13. Dezember 1981 durch die Verhängung des Kriegszustands in Polen von der politischen Führung gestoppt werden. Diese zeitlichen Umstände erklären auch die Intensität, mit der die Schauspielerin Krystyna Janda in Wajdas Film die Ballade singt. Noch heute fesselt der mutige, zivilgesellschaftliche Aufstand gegen die kommunistische Diktatur: 2011 entstand der Dokumentarfilm „Schwarzer Donnerstag“ über das Geschehen vom Dezember 1970 und das hier vorliegende Video haben Polen aus Irland ins Netz gestellt.

Text aus dem Video

Chłopcy z Grabówka, chłopcy z Chyloni,     Ihr Jungs aus Grabau, ihr Jungs aus Kielau,
Dzisiaj milicja użyła broni.                             
Heut’ griff die bewaffnete Miliz uns an.
Dzielnieśmy stali, celnie rzucali,                    Wir hielten wacker, sie schossen genau,
Janek Wiśniewski padł.                                 
Janek Wiśniewski fiel.

Na drzwiach ponieśli go Świętojańską,         Die Świętojańska entlang trug man ihn auf Türen
Naprzeciw glinom, naprzeciw tankom.         
Den Panzern entgegen, entgegen den Bullen. 
Chłopcy stoczniowcy pomścijcie druha!       Jungs von der Werft, rächt den Kameraden!
Janek Wiśniewski padł.                                 Janek Wiśniewski fiel.

Lecą petardy, ścielą się gazy,                         Das Gas strömt aus, wo die Petarde fliegt,

Na robotników sypią się razy.                       Auf die Arbeiter prasselt nieder Hieb auf Hieb.
Padają dzieci, starcy, kobiety,                       Kinder kommen um, Greise und Frauen,
Janek Wiśniewski padł.                                 Janek Wiśniewski fiel.

Jeden zraniony, drugi zabity,                        Der eine verwundet, der andere getötet,

Krew się polała grudniowym świtem.           Ein Dezembermorgen bricht an, doch blutig.

To władza strzela do robotników,                 Da schießt der Machthaber auf die Arbeiter,
Janek Wiśniewski padł.                                 Janek Wiśniewski fiel.

Stoczniowcy Gdyni, stoczniowcy Gdańska,            Werftarbeiter Gdingens und Danzigs, auch ihr,
Idźcie do domu, skończona walka.               
Kehrt jetzt heim, der Kampf ist vorüber!
Świat się dowiedział, nic nie powiedział,     Die Welt hat‘s erfahren, sie hat geschwiegen,
Janek Wiśniewski padł.                                 
Janek Wiśniewski fiel.

Nie płaczcie matki, to nie na darmo,             Weint nicht, ihr Mütter, es ist nicht umsonst,
Nad stocznią sztandar z czerwoną kokardą. 
Über der Werft weht die Fahne heute rot.
Za chleb i wolność i nową Polskę,                Für Brot und Freiheit und für ein neues Polen
Janek Wiśniewski padł.                                 
Janek Wiśniewski fiel.

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